Das BIPS als Collaborating Centre der WHO

Seit 2016 kooperieren die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS bei der Übergewichtsprävention und zu den Themen Ernährung und körperliche Aktivität.

Die WHO hat dem BIPS 2016 eine große Ehre zuteilwerden lassen – die Ernennung zum WHO Collaborating Centre for Obesity Prevention, Nutrition and Physical Activity. Als Collaborating Centres wählt die WHO wissenschaftliche Einrichtungen aus, die die fachliche Arbeit der WHO unterstützen. Der internationale Kreis der Collaborating Centres berät die WHO, sammelt und analysiert Daten und hilft bei der Entwicklung internationaler Gesundheitsrichtlinien.

Hintergrund WHO Collaborating Centres

Die WHO mit Sitz in Genf ist eine UN-Sonderorganisation, die sich seit ihrer Gründung 1948 für die Verbesserung der globalen Gesundheit, die Prävention von Krankheiten und die Förderung medizinischer Versorgung einsetzt. Als zentrale Koordinationsstelle arbeitet die WHO eng mit Regierungen und nicht-staatlichen Organisationen zusammen, um Strategien zur Bewältigung von Gesundheitsrisiken zu entwickeln.

Forschungsinstitute sowie Teile von Universitäten oder Akademien, welche die Arbeit der WHO unterstützen möchten, können nach einem Antragsverfahren von der WHO zu Collaborating Centres ernannt werden. Aktuell gibt es weltweit über 800 Collaborating Centres in mehr als 80 Mitgliedsstaaten. Diese kooperieren mit der WHO in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege, Arbeitsmedizin, Infektionskrankheiten, Ernährung, psychische Gesundheit, chronische Erkrankungen und Gesundheitstechnologie. In Deutschland gibt es derzeit 25 WHO Collaborating Centres.

Aufgaben des BIPS als Collaborating Centre der WHO

  • Das BIPS kooperiert mit der WHO im Rahmen der Childhood Obesity Surveillance Initiative (COSI). Übergewicht und Adipositas im Kindesalter gefährden die Gesundheit in der gesamten europäischen Region der WHO und stehen im Zusammenhang mit vielen nicht-übertragbaren Krankheiten, von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bis hin zu Diabetes und Krebs. Um bessere Lösungen für dieses Gesundheitsproblem zu finden, werden qualitativ hochwertige Daten benötigt. Diese soll COSI liefern. Im Rahmen von COSI werden bei über 400.000 Kindern in der europäischen Region der WHO u.a. standardisierte Gewichts- und Größenmessungen vorgenommen. Seit der fünften Runde führt das BIPS mit finanzieller Unterstützung des Landes Bremens COSI im Bundesland Bremen (als einzigem Bundesland in Deutschland) durch. Die WHO integriert die Daten aus Bremen/Deutschland in die COSI-Studie, so dass seit diesem Zeitpunkt erstmals Daten aus Deutschland in die Auswertungen einfließen.
  • Das BIPS analysiert die Daten von COSI mit einem besonderen Fokus auf körperliche Aktivität und hilft bei der Entwicklung von Erhebungsinstrumenten und -methoden, um die Qualität und Vergleichbarkeit der Daten zur Adipositas bei Kindern zu verbessern. Mitarbeitende des BIPS führen Datenanalysen durch, verfassen Berichte und bearbeiten Forschungsfragen in Zusammenarbeit mit der WHO. Gemeinsam wollen wir so die Surveillance der kindlichen Adipositas verbessern und evidenzbasierte Maßnahmen zu deren Bekämpfung entwickeln.
  • Geocodes in Bezug auf GPS und GIS sind numerische oder alphanumerische Codes, über die geografische Standorte auf der Erde bestimmt werden. In Kooperation mit der WHO entwickelt das BIPS Konzepte zur Integration solcher Geocodes in die Gesundheitsforschung – natürlich unter gleichzeitiger Wahrung der nationalen Datenschutzbestimmungen. Dieser innovative Ansatz steht im Einklang mit dem Ziel der WHO, neue Technologien zur Verbesserung der Surveillance-Kapazitäten für nicht-übertragbare Krankheiten (NCDs) einzusetzen und damit die traditionellen Erhebungen der Mitgliedstaaten zu ergänzen. Der Einsatz von GIS und GPS ermöglicht z.B. die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Umweltfaktoren wie das Vorhandensein von Grünflächen, Spielplätzen oder Radwegen und dem NCD-Risiko.
  • Weiterhin unterstützt das BIPS die WHO bei der Konzeption und Umsetzung einer Trainingsplattform zu NCDs (Platform for Training on NCDs – Surveillance, Implementation, and Evaluation). Unter Koordination des BIPS wird die Plattform von mehreren WHO Collaborating Centres entwickelt. Sie bietet Fortbildungsveranstaltungen u.a. für Forschende und Entscheidungsträger an, die im Bereich nicht-übertragbarer Erkrankungen tätig sind. Gemeinsam wird so daran gearbeitet, das Fachwissen für die Durchführung von Datenerhebungen, die Implementierung von Präventionsstudien und die Evaluation von deren Wirksamkeit zu stärken, um letztlich die Krankheitslast nicht-übertragbaren Erkrankungen zu vermindern.
  • Basierend auf Erkenntnissen des Policy Evaluation Network, einem europäischen Projekt, das im Rahmen der Joint Programming Initiative „A Healthy Diet for a Healthy Life“ finanziert und vom BIPS koordiniert wurde, hat das BIPS in Zusammenarbeit mit dem WHO-Regionalbüro für Europa eine „Methodological Competence Platform“ (MCP) eingerichtet. Die MCP soll einen Harmonisierungsprozess für bestehende Surveillance- und Monitoringsysteme einleiten. Ziel ist es, die Vergleichbarkeit der Daten über Erhebungen, Altersgruppen und Länder hinweg zu verbessern. Die MCP ist eine Gruppe von Expertinnen und Experten, die das Fachwissen und die Ressourcen der WHO und ihrer Collaborating Centres, von Beschäftigten bei nationalen und europäischen Surveillance- und Monitoringsystemen sowie von Forschenden im Bereich Public Health bündelt. Weitere Informationen zur MCP finden sich hier.