Bremer Nachwuchswissenschaftlerin publiziert in weltweit führender Fachzeitschrift

Es ist wohl einer der größten Namen in der internationalen Wissenschaftscommunity: Nature. Die Fachzeitschrift steht für Spitzenforschung wie wenige andere. Eine Bremer Nachwuchswissenschaftlerin hat es jetzt geschafft, dort ihre Forschung zu veröffentlichen. In ihrem Paper geht es um die Zukunft unserer Gesundheitsversorgung.

Laura Maaß

Freut sich über den Erfolg ihrer Forschung: Laura Maaß. (c) privat

„Ich wusste, dass wir ein sehr gutes Paper geschrieben haben, als ich dann aber vom Redakteur vom Natur-Journal ‚npj Digital Medicine‘ die Zusage erhalten habe, bin ich nachts um zwei vor Freude durchs Zimmer getanzt. Es ist wirklich eine schöne Belohnung, für die Arbeit der letzten Jahre. Die Rolle als Nachwuchsforscherin kann bisweilen sehr anstrengend sein, da ist es toll, wenn sich die Mühen so auszahlen“, erklärt Erstautorin Laura Maaß, wissenschaftliche Mitarbeiterin am SOCIUM in Bremen und Mitglied des Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen.

Konsens unter Expertinnen und Experten

Laura Maaß und ihr Team haben mit ihrer Arbeit einen bedeutenden Durchbruch in der Bewertung digitaler Gesundheitssysteme erzielt. In einer umfassenden Delphi-Studie, an der Expertinnen und Experten aus aller Welt teilnahmen, definierten sie erstmals klare Kriterien für die Bewertung des Entwicklungsstands der Digitalisierung von Gesundheitssystemen. Eine Delphi-Studie ist ein methodischer Ansatz, der darauf abzielt, durch mehrere Befragungsrunden einen Konsens unter Expertinnen und Experten zu einem spezifischen Thema zu erreichen. Die Teilnehmenden geben ihre Einschätzungen anonym ab und erhalten zwischen den Runden eine Zusammenfassung der Gruppenantworten. Dies ermöglicht es ihnen, ihre Meinungen zu überdenken und anzupassen. Der Prozess wiederholt sich, bis ein deutlicher Konsens erreicht ist oder die Meinungen stabil bleiben. Delphi-Studien sind besonders nützlich, um zukünftige Trends einzuschätzen, Standards zu entwickeln oder komplexe Fragen zu klären, bei denen direkte Beweise fehlen.

Umfassende Bewertung des digitalen Reifegrads

Bislang gab es, trotz eines 2012 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) herausgegebenen Toolkits, keine ganzheitliche Methode, um den Reifegrad digitaler Gesundheitssysteme zu messen. Zumindest keines, das den hohen Ansprüchen von WHO und ITU genügt. So wird beispielsweise der Global Digital Health Monitor häufig benutzt und inkludiert eine Vielzahl von Ländern. Der Unterschied zur Forderung von WHO und ITU: Er ist nicht so umfassend, wie es für Government-Ansätze notwendig wäre, und genau hier setzt die neue Delphi Studie an. Maaß und ihre Kollegen füllen diese Lücke mit 95 präzise definierten Indikatoren, auf die sich die Fachwelt einigen konnte.

„Interessant ist, dass fast die Hälfte dieser Indikatoren bereits etablierten Bewertungsmethoden entspricht, was ihre Validität unterstreicht“, erklärt Prof. Dr. Hajo Zeeb, Mitautor der Studie und Sprecher des Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen. Er fügt an: „Obwohl weitere Studien nötig sind, um die praktische Anwendbarkeit aller vorgeschlagenen Kriterien zu überprüfen, markiert diese Arbeit einen entscheidenden Schritt hin zu einem standardisierten Bewertungsinstrument für digitale Gesundheitssysteme. Ein solches Werkzeug wird es Entscheidungsträgern ermöglichen, auf Basis fundierter Daten zu agieren, Ressourcen effizienter zu verteilen und Innovationen im Gesundheitswesen gezielt voranzutreiben.“

Der Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health Bremen

In dem Forschungsnetzwerk kooperieren seit Beginn der Förderung das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, das Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS und die Universität Bremen. Als neue Partner für die zweite Förderphase konnten die Universität Oldenburg und das OFFIS – Institut für Informatik gewonnen werden.

Der Bremer Leibniz-WissenschaftsCampus Digital Public Health ist einer von insgesamt 21 WissenschaftsCampi zu einem thematischen Fokus, die der strategischen Vernetzung von Leibniz-Instituten mit Universitäten und weiteren regionalen Partnern dienen. Ziel ist es, Netzwerke zu schaffen, um den jeweiligen Forschungsbereich weiterzuentwickeln und das wissenschaftliche Umfeld zu stärken. Leibniz-WissenschaftsCampi betreiben strategische Forschung, befördern Interdisziplinarität in Themen, Projekten und Methoden, machen den jeweiligen Standort sichtbar und stärken sein Forschungsprofil.

Original Publikation

Maaß, L., Zeeb, H. & Rothgang, H. International perspectives on measuring national digital public health system maturity through a multidisciplinary Delphi study. npj Digit. Med. 7, 92 (2024). https://doi.org/10.1038/s41746-024-01078-9